Neue Wege 12.21: Das Recht auf Menschenrechte

Redaktion Neue Wege, 25. November 2021
Neue Wege 12.21

«Ein grosser Dank gilt der Schweizer Öffentlichkeit, ohne deren wohlwollende Unterstützung wären Errungenschaften wie SWISS QUALITY TORTURE nicht möglich. Nur in diesem ausgezeichneten politischen Klima der Angst, einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis, für das man auch bereit ist, Menschenrechtsverletzungen in Kauf zu nehmen, […] lassen sich die Investitionen in die notwendige Infrastruktur realisieren.» Zugegeben: Diese Zeilen des Kollektivs #BigDreams sind zynisch und provokativ. Sie zitieren in Form und Sprache aber die Mechanismen des Boulevardjournalismus im Umgang mit dem wohl berühmtesten Häftling der Schweiz, Brian, der als «Fall Carlos» durch die Medien gezerrt wurde. Das Kollektiv thematisiert seine Situation in einem breit angelegten politischen Kunstprojekt, aus dem auch die Illustrationen in diesem Heft stammen. Es macht auf die problematischen Zustände im Schweizer Justizsystem aufmerksam, die im Fall von Brian bis zu Formen von Folter reichen.

«Wo die Schweiz das Recht, Rechte zu haben, beschneidet», zeigt Co-Redaktionsleiter Matthias Hui, Menschenrechtsexperte bei der NGO humanrights.ch, an verschiedenen Beispielen auf. Die Zweiklassengesellschaft ist in der Schweiz längst Realität: Viele Geflüchtete etwa leben immer prekärer und erhalten kaum rechtlichen Schutz. Fachpersonen sprechen vom Scheideweg zwischen Apartheid und Demokratie, an dem auch die Schweiz stehe.

Die Theologin Christine Schliesser findet Begründungen für Menschenrechte auch in der theologischen Ethik. Ganz praktisch setzt dies die Ordensfrau Sr. Mary John Mananzan in den Philippinen um: Ihr menschenrechtliches Engagement für Ausgegrenzte und Benachteiligte ist der Regierung zwar ein Dorn im Auge, für die Benediktinerin aber Teil ihres christlichen Selbstverständnisses.

Im Neue Wege-Gespräch von Matthias Hui betonen Katrin Meyer, Philosophin und Aktivistin bei «augenauf», und Nina Burri, Juristin bei Brot für alle, wie wichtig es ist, die grossen Fragen nach Gerechtigkeit und Zugang zu Rechten für alle immer wieder zu stellen: Wie universal ist die Geltung von Menschenrechten? Wer hat das Recht, Rechte zu haben – auch in der Schweiz?

 

Inhalt

Anstoss!: Leben lieber inkonsequent
Anonym, Kollektiv Blash

Ein Menschenrecht wird nicht kleiner, wenn alle daran teilhaben
Neue Wege-Gespräch mit Katrin Meyer und Nina Burri

Wo die Schweiz das Recht, Rechte zu haben beschneidet
Matthias Hui

Swiss Quality Torture
Kampagne von #BigDreams

Theologische Ethik im Menschenrechtsdiskurs
Christine Schliesser

Mystikerin in Aktion
Romana Büchel

Gefühlsduselei: Drei Münzen für den Frieden
Geneva Moser

Impuls: Wunder
Benjamin Ruch

 

 

Bestellung (Einzelheft, 36 Seiten, CHF 10.-):
Administration Neue Wege
Postfach 1074
8048 Zürich

Tel. 079 509 54 78
info@neuewege.ch