Die archaischen JägerInnen und SammlerInnen waren dem Historiker zufolge AnimistInnen. Sie kannten keine Kluft zwischen Menschen und anderen Tieren. Erst mit der landwirtschaftlichen Revolution veränderte sich das Verhältnis von Mensch und Tier. Es war nach Harari sowohl eine ökonomische als auch eine religiöse Revolution, insofern zusammen mit neuartigen Wirtschaftsbeziehungen neue Glaubensüberzeugungen entstanden. Letztere degradierten die Tiere zu Nutztieren und gaben sie der brutalen Ausbeutung preis. Die im Zuge der Agrarrevolution entstandenen theistischen Religionen waren davon überzeugt, dass nur Menschen eine unsterbliche Seelehaben, dass die Welt von einem allmächtigen Gott geschaffen wurde, der ihnen die Herrschaft über alle anderen Lebewesen übertragen hat.
Harari unterstreicht, dass Religion nicht mit Götterglaube gleichgesetzt werden darf, sondern vielmehr «jede allumfassende Geschichte ist, die menschlichen Gesetzen, Normen und Werten eine übermenschliche Dimension verschafft». Die wissenschaftliche Revolution der Moderne brachte indes neue, humanistische Religionen hervor. Diese beteten den Menschen an. Sie waren von der Grundüberzeugung getragen, dass der Homo sapiens über einen einzigartigen, heiligen Wesenskern verfüge, welcher Quell allen Sinns und aller Macht im Universum sei. Der Humanismus lehnt den Glauben an einen kosmischen Plan ab und ersetzt diesen durch den Glauben an den freien Willen und die innere Stimme der Gefühle. Das humanistische Hauptgebot lautet: «Gib einer sinnlosen Welt einen Sinn.» Während das Universum zum gottlosen, leeren Raum wurde, erschien die innere Welt «mit einem Mal unermesslich tief und reichhaltig».
Harari sieht die humanistischen Religionen in drei Hauptzweige gespalten: Der orthodoxe humanistische Zweig behauptet, dass jedes menschliche Wesen ein einzigartiges Individuum sei und betont die individuelle Freiheit. Diesem liberalen Humanismus steht der sozialistische Humanismus gegenüber, welcher den Vorrang des Kollektiven unterstreicht. Als dritten Zweig führt er den evolutionären Humanismus an, der sich der natürlichen Auslese verschrieben hat und im Nationalsozialismus zur Extremform kommt.