Neue Wege 6.22: Krieg und Frieden

Redaktion Neue Wege, 30. Mai 2022
Neue Wege 6.22

Linke und pazifistische Positionen sind in Anbetracht des brutalen Angriffskrieges des russischen Regimes gegen die Ukraine auf einem harten Prüfstand. Welche historischen Zusammenhänge werden je nach Argumentation gerne ausgeblendet? Wie stehen Pazifist*innen zu Waffenlieferungen in die Ukraine? Was verstehen wir eigentlich unter Frieden? Die Juniausgabe der Neuen Wege nimmt diese Fragen ernst. Kurzfristig haben wir verschiedene Expert*innen nach ihren Einschätzungen gefragt.

Die Politologin und Theologin Antje Schrupp nimmt die Lesenden auf ihre persönliche Spurensuche mit. Sie analysiert selbstkritisch linke und pazifistische Irrtümer und blinde Flecken, wehrt sich aber auch gegen die Aussage, der Pazifismus sei gescheitert. Vielmehr sei er – jenseits von zu kurz greifenden Slogans – gar nicht wirklich ausprobiert worden.

Im Gespräch fragt die Friedensexpertin Annemarie Sancar, auf wessen Kosten aufgerüstet wird. Mitten im Aggressionskrieg soll auch der Alltag davor und danach, gerade für Frauen, bedacht werden. Sie plädiert für einen breiten und feministischen Friedensbegriff. Der Journalist Andreas Zumach möchte wissen, weshalb sich der Westen in der Vergangenheit beim Bau eines gemeinsamen Hauses Europa nicht verbindlicher und verlässlicher zeigte. Und er fragt danach, wer jetzt den Krieg stoppen könnte.

Für den Historiker und Politiker Josef Lang muss Solidarität jenseits von Blöcken allen demokratischen Bewegungen gelten. Er fragt, ob der Westen jetzt auf die NATO oder nicht doch lieber auf die UNO setzt.

Die Historikerin Cécile Druey fragt, ob der Ruf nach – militärischem – Triumph das Einzige ist, was in diesem zerstörerischen Krieg allen gemeinsam bleibt.

Die Theologin und Kennerin osteuropäischer Kirchen Regina Elser hält den Einfluss der Kirchen in diesem Krieg für beides, unter- und überschätzt. Sie gibt Einblick in das komplexe Verhältnis der ukrainischen und der russischen Orthodoxie und kritisiert die zögerliche Haltung westlicher Kirchen, welche die ukrainischen im Widerstand gegen den russischen Nationalismus ignorieren.

Auch die Kolumnen widmen sich in dieser Ausgabe dem Schwerpunkt: Iren Meier leuchtet in den Abgrund des Kriegs, in dem Menschen zu Mördern werden – und einige zu Deserteuren. Geneva Moser reflektiert den Umgang mit Schreckensnachrichten und Kriegsbildern. Matthias Hui findet, dass der politische Pazifismus in der Tradition von Clara und Leonhard Ragaz gerade heute relevant bleibt.

Inhalt

«Wer interessiert sich schon für unsere Sicherheit?»
Neue Wege-Gespräch mit Annemarie Sancar und Andreas Zumach

Abendländisch oder universalistisch?
Jo Lang

Eine verantwortliche Position
Antje Schrupp

Krieg in der Ukraine – die über- und die unterschätzte Macht der Kirchen
Regina Elsner

«Hurra, wir werden siegen!» – aber zu welchem Preis?
Cécile Druey

Wer bin ich, dass …
Iren Meier

Gefühlsduselei: Schreckensnachrichten
Geneva Moser

Nadelöhr: Ein politischer Pazifismus für jetzt
Matthias Hui

Lesen: Revolutionäres Christentum
Matthias Hui

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