Neue Wege 3.22: Reproduktion und Gerechtigkeit

Redaktion Neue Wege, 16. Februar 2022
Neue Wege 3/22

Fortpflanzung hat sich durch Medizin und moderne Technologien enorm verändert. Aber für wen gilt ein Recht auf Fortpflanzung? Und: Wer darf zur Welt kommen und wer nicht? Im März-Schwerpunkt der Neuen Wege kommen verschiedene Perspektiven zu Wort. Sie sollen zum Gespräch über reproduktive Gerechtigkeit ermutigen.

Die Sozialwissenschaftlerin Kirsten Achtelik plädiert in Debatten rund um vorgeburtliche Tests, die auf Be_hinderungen oder Krankheiten des Embryos hinweisen, für eine umfassende Perspektive: Der feministische Kampf für den Zugang zu Abtreibung muss um eine Perspektive erweitert werden, die Behindertenfeindlichkeit ebenso bekämpft. Achtelik macht sich stark dafür, dass Leben mit Behinderung nicht als defizitär abgetan wird.

Elisabeth Berger-Menz begleitet in ihrer gynäkologischen Praxis Menschen mit Kinderwunsch. Gemeinsam mit der Bioethikerin Regula Ott wägt sie im Neue Wege-Gespräch Grenzen und Potenziale von Technologien wie der künstlichen Befruchtung oder der Eizellenkonservierung ab. Beide Expertinnen betonen, wie stark sich Normvorstellungen bezüglich Geschlechterrollen, Familienformen und Kindern im Umgang mit neuen Technologien spiegeln.

Die Politologin Antje Schrupp nimmt in Auseinandersetzungen um Reproduktion kein Blatt vor den Mund. Sie rückt die Würde und Freiheit aller Beteiligten ins Zentrum ethischer Überlegungen und führt viele Beispiele an, was das konkret bedeuten könnte. Beispielhaft sprechen in kurzen Testimonials Michael Braunschweig, Mareice Kaiser, Carolin Schurr und Joanna Barełkowska über ihre unterschiedlichen Erfahrungen rund um Fortpflanzung: Wie ist es, als Mutter einer Tochter mit Behinderung ständig gefragt zu werden: «Habt ihr das gewusst?». Wie wird Leihmutterschaft von unterschiedlichen Beteiligten erlebt? Und: Schützen Abtreibungsgegner*innen in Polen wirklich Leben? Auch in der Schweiz stellen zwei aktuelle Initiativen der SVP mit dem Argument des Lebensschutzes die Entscheidungsfähigkeit von schwangeren Personen und ihre reproduktiven Rechte in Frage. Das zeigt: Eine religiös-soziale Stimme für reproduktive Gerechtigkeit zu suchen ist eine komplexe Herausforderung, aber dringend notwendig.

 

Inhalt

Willst du dieses Kind haben?
Mareice Kaiser

Reproduktionstechnologien und Ethik
Antje Schrupp

«Und wer sorgt sich dann um mich?»
Carolin Schurr im Gespräch mit Leihmutter Dayren

Die vermeintlich freie Wahl
Kirsten Achtelik

Mehr zuhören und weniger rasch urteilen
Michael Braunschweig

«Mama, Papa, Kind»
Neue Wege-Gespräch mit Regula Ott und Elisabeth Berger-Menz

Reproduktive Ungerechtigkeit in Polen
Joanna Barelkowska

Vre Karrer – eine unerschrockene religiöse Sozialistin
Esther Gisler Fischer

Anstoss: Zwiebeln kaufen
Serena O. Dankwa

Nadelöhr: Desmond Tutu – ein Leben gegen Spaltungen
Matthias Hui

Gefühlsduselei: Ernährungslehre, Hygiene und Säuglingspflege
Geneva Moser
 

Beilage Erwägungen
Weltweite Kirche erleben: die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen

 

 

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