Neue Wege 3.21: Unterbrechung

Redaktion Neue Wege, 22. Februar 2021
Neue Wege 3.2021

«Unterbrechung ist die kürzeste Definition von Religion.» So formulierte es der 2019 verstorbene Theologe Johann Baptist Metz. Unterbrechungen sind ein roter Faden vieler Religionen: Die buddhistische Meditation, das Stundengebet der christlichen Ordensleute, der jüdische Ruhetag Sabbat und die muslimische Fastenzeit Ramadan geben Gläubigen Gelegenheiten zum Innehalten. In der Tradition der politischen Theologie, für die Johann Baptist Metz sich einsetzte, steht die Unterbrechung aber nicht nur für Einkehr, sondern auch für radikale Weltgewandtheit, für Widerspruch gegen vermeintliche Alternativlosigkeiten. So verstanden können Unterbrechungen Ausgangspunkte sein für Kritik und Aktivismus. Im Kapitalismus haben Auszeiten eine ambivalente Funktion: Pausen sollen erschöpfte Menschen wieder fit machen für das sich immer schneller drehende Hamsterrad der Leistungsgesellschaft. In dieser Spannung bewegen sich die Beiträge der März-Ausgabe der Neuen Wege.

«Innerlichkeit muss sich äussern», sagt der Jesuit und Zen-Meister Niklaus Brantschen im Neue Wege-Gespräch mit Geneva Moser über Spiritualität und Auszeiten. Die brasilianische Theologin Nancy Cardoso fordert, ausgehend vom biblischen Sabbatgebot, kollektive Ruhezeiten für Menschen, Tiere und die Erde, um dem «gefrässigen Maul des Kapitalismus Einhalt zu gebieten». Laura Lots denkt über Pausen von der Lohn- und Sorgearbeit aus feministischer Perspektive nach.

Sechs persönliche Berichte von Unterbrechungen, von unerwarteten Krisen, von Phasen, in denen kein Stein auf dem anderen bleibt, und von lebenswichtigen Inseln im Alltag unterbrechen das Heft. Illustrationen von Jot Vetter greifen die Erzählungen von Corona-Lockdown, Burnout, Arbeitslosigkeit, Psychose und Safer Spaces auf.

Wir wünschen gute Lektüre.

Laura Lots und Geneva Moser

 

Inhalt

Sich von der Erde nähren, ohne die Welt zu verschlingen
Nancy Cardoso

Von sinnvoller Arbeit und Bullshit-Jobs
Laura Lots

«Mystik ist menschenmöglich»
Neue Wege-Gespräch mit Niklaus Brantschen von Geneva Moser

Unterbrechungen
mit Illustrationen von Jot Vetter

Ohnmacht statt Kontrolle
Karl Heuberger

Verschwindende Körper
Anneli Binder

Allein und verlassen
Christoph Albrecht

Einfach weggeworfen
Ari Rosen

Liebe Schwester Psychose
Andrea Zwicknagl

Erfahrungen teilen und gehört werden
Merve Sulemani

Anstoss!: Schwarz und weiss sind nicht gleich grau
Ananda Schmidt

Gefühlsduselei: Pandemietanz
Geneva Moser

Lesen: Warum das Klima im Kapitalismus nicht gerettet werden kann
Benedikt Kern

Nadelöhr: Verschleierungen
Matthias Hui

Beilage:
Journal 1/2021 der Theologischen Bewegung für Solidarität und Befreiung: Erwägungen
Sehnsucht nach Gerechtigkeit

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